Die blaue Ara ist ein majestätisches Tier. Doch leider gibt es sie nicht mehr in freier Wildbahn. Wilderer haben sie aus ihrem natürlichen Habitat, den tropischen Wäldern Brasiliens, getilgt. Einige Umweltorganisationen konnten ein paar Exemplare retten, aber sie leben jetzt in Zuchtstationen und werden wohl nie wieder im Regenwald leben können.
Dieser traurige Fall ist leider keine Ausnahme. Sehr viele Tier- und Pflanzenarten sind bedroht oder bereits ausgestorben. Die meisten davon Klein- und Kleinstlebewesen, die für die Wasserqualität oder die Bodenzusammensetzung von größter Bedeutung sind. Und unsere Äcker sind grüne Wüsten geworden, ohne jegliche Farbenpracht oder ständigem Rauschen und Summen. Das ist schade, denn trotz aller Technik, die wir im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben, auf die Geschenke, die uns die Natur gibt, können wir nicht verzichten. Wir brauchen Insekten als Bestäuber, naturverträgliche Schädlingsbekämpfer und als wichtiger Bestandteil einer Nahrungskette, die ihr Gleichgewicht zu verlieren droht. Es ist kein Wunder, dass in den letzten 30 Jahren 75% der Fluginsekten, 50% der Vögel und sogar 90% der Schmetterlinge einfach so verschwunden sind, still und fast unbemerkt.
Ein schönes Motto der Umweltbewegung lautet: Wir sind auf die Erde angewiesen, sie aber nicht auf uns. Die Erde, Tiere und Pflanzen gab es schon vor dem Homo doch nicht so sapiens und wird es aller Voraussicht nach auch danach noch geben. Es ist in unserem Interesse, die Vielfalt von Tieren und Pflanzen zu schützen, um weiterhin saubere Luft atmen, gesundes Essen essen und frisches Wasser trinken zu können.
Es ist an der Zeit, unsere Anstrengungen der letzten Jahrzehnte zu intensivieren. Ich will, dass bei der Landwirtschaft nicht die Wirtschaft im Vordergrund steht, sondern das Land mit all seiner Tier- und Pflanzenvielfalt. Ich will, dass unsere Naturschätze nicht durch Wasserverschmutzung, schädliche Emissionen oder Versiegelung verloren gehen.
Und ich will genau so wenig, dass die zukünftigen Generationen das Wissen über die anderen Lebewesen und das Gespür für die Umwelt verlieren. Denn was nicht da ist, lässt sich schwer retten. Wie eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des LBV zeigt, geht das Wissen über Tiere und im Besonderen Vögel rapide verloren. Die nachhaltige Bildung muss zentral in der Erziehung unserer Kinder verankert werden. Sonst laufen wir Gefahr, die Natur zu einem Rohstoff zu degradieren, die es gewinnmaximierend auszubeuten gilt.
Mit der Veränderung des Naturschutzgesetzes, fordern wir mehr Blühwiesen, zusammenhängende Umweltinseln für die Tiere, mehr Gewässerschutz, weniger Dünger und Gifteinsatz, tierfreundlichere Vorschriften beim Mähen und endlich eine Umweltbildung in der Ausbildung von Landwirten.
Wer weiss, vielleicht hilft es, damit keine Tiere mehr dasselbe Schicksal wie die brasilianische Blau-Ara erleiden müssen. Das Volksbegehren ist der erste Schritt von vielen für eine umweltverträglichere Zukunft und dafür lohnt es sich zu kämpfen.
Bernhard Schüßler
Sprecher Aktionsbündnis Schleißheim zum Volksbegehren Artenvielfalt
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