Emissionswende

Ein Kommentar von Bernhard Schüßler, Stadtratskandidat in Unterschleißheim

In den vorangegangenen Artikeln habe ich die notwendigen Vorbedingungen und globalen Umbrüche beschrieben, die eine Klimawende ermöglichen sollen. Heute geht der Blick auf die Emissionsquellen und wie wir diese reduzieren können. Das heißt, dass wir im Energie-, Bau-, Agrar- und Verkehrssektor dringend Maßnahmen brauchen, um unseren CO-Ausstoß drastisch zu reduzieren, absehbar von 10t pro Person auf unter 2t im deutschen Durchschnitt.

 

Die Energiewende ist das Grundgerüst einer emissionsfreien Zukunft. Ohne grüne Energie, können wir weder E-Autos laden noch Power-to-gas-Anlagen ökologisch betreiben. Vor 20 Jahren hat Deutschland mit dem Erneuerbare Energiengesetz die Grundlage dafür geschaffen, den Ausbau klimaverträglicher Energieträger schnell und zum Nutzen der Bürger*innen zu gestalten. Die Menschen sollten mit kleinen eigenen Anlagen am Umbau profitieren, leider wurden in der Ära Merkel, viele Punkte des Gesetzes verändert, sodass wir heute Milliarden von Euro für die EEG-Befreiung von energieintensiven Großkonzernen bezahlen. Nach Einführung der EEG-Gesetze, haben es uns 40 Länder gleich getan und uns heute weit überflügelt. Dass die Anteile erneuerbaren Stroms im Gesamtmix noch gestiegen sind, haben wir dem Hitzesommer zu verdanken, denn von der Regierung kommt nichts, was den Ausbau vorantreiben würde, ganz im Gegenteil. Oft müssen Windräder trotz Wind stehen bleiben, weil die Stromnetze mit Braunkohle-Strom verstopft sind. Anstatt den Kohleausstieg konsequenter umzusetzen und die Netze auszubauen, führt sie Deckelungen und Mindestabstandsregelungen ein, die die Energiewende in Deutschland abwürgen.

Wir brauchen eine Neuausrichtung der Energiepolitik, die den Erneuerbaren die Maßnahmen beschehrt, um von der kränkelnden Branche zur tragenden Säule der Deutschen und Europäischen Energiewende zu verhelfen. Dezentrale Energieerzeugung und Ausbau von Speicherkapazitäten, um energiearme Phasen zu überbrücken. Das geht, zeigen Studien und dafür muss man weder auf Kohle noch auf Atomkraft bauen.

A pro pro Bauen… Der Bausektor boomt, mit Maschinen, Material und energieintensiver Herstellung von Baumasse, ist der Bausektor einer der größten Emittenten. Die Wärmewende verspricht Abhilfe, denn alte Heizkörper verschmutzen noch Jahrzehnte lang die Umwelt. Mit Förderungen für energetische Gebäudesanierungen und von innovativen Bauweisen, wie Passivhäuser oder mit Häu als Dämmung, können wir dem Klima besonders viel Gutes tun und zugleich unser Geldbeutel schonen. Mit eigener Energieerzeugung auf dem Dach, steht einem klimafreundlichem Hausbau nichts mehr im Wege.

Auch in der Landwirtschaft ist noch viel zu machen. Eine Agrarwende hilft Mensch sowie Tier und nützt nebenbei auch dem Klima, denn mit Massentierhaltung und Düngung entstehen etliche Emissionen, wie z.B. Methan, der die 23-fache Treibhauswirkung von CO2 hat. Stickstoffhaltige Düngemittel verbinden sich in der Luft zu Lachgas, der noch schädlicher auf die Atmosphäre wirkt. Das hat gravierende Folgen für unsere Ernährung, denn pro °C Erwärmung, sinken die Erträge aus der Landwirtschaft um 10%, eine bedenkliche Entwicklung angesichts einer steigenden Weltbevölkerung. Die Futtermittelerzeugung für unser Fleisch ist mit Enteignung von Indigenen, Landraub, Waldzerstörung in tropischen Ländern und exzessiver Wasserverschwendung verbunden. Der Fleischkonsum kann bis zu 20% eines durchschnittlichen Fußabdruckes ausmachen. Das sollte uns zu denken geben. Mit einer tierfreundlichen Haltung mit Nahrungskreisläufen, die regional und ökologisch sind, ist auch dieser Sektor umweltfreundlich umzugestalten, ohne Bäuer*innen zu gefährden oder unsere Lebensmittelqualität, beides Faktoren, die durch undurchdachte Freihandelsabkommen wie dem zwischen der EU und dem Merco-Sur, bedroht sind.

Schließlich bleibt noch das aktuell wohl größte Sorgenkind der Deutschen Klimapolitik, der Verkehrssektor. Hier sind die Emissionen zuletzt sogar gestiegen und machen über ¼ der gesamten Ausstoßmenge Deutschlands aus. Dabei gibt es einige Alternativen zum Verbrenner-PKW: E-Auto, Wasserstoff-Brennzelle oder Radl und ÖPNV müssen im Fokus der Verkehrspolitik liegen, um die Mobilitätswende endlich anzustoßen. Aktuell werden die Verbrenner immer größer und schwerer und stoßen somit noch mehr aus, als die Wägen früher. Eine besonders kontraproduktive Entwicklung. Hier braucht es klare Fristen des Staates, wann der Verbrenner Geschichte werden soll. Gleichzeitig muss in den öffentlichen Verkehr und in Ladeinfrastruktur investiert werden, um attraktive Angebote auch auf dem Land zu schaffen. Dabei ist es unersetzlich, dass die seit 1994 stillgelegten Bahnstrecken, immerhin 6.100 km, reaktiviert und weiter ausgebaut werden. Nur so können wir Mobilität auch außerhalb der Innenstädte umweltfreundlich ermöglichen. Die heute noch etwa 30% der Zugstrecken, die mit Diesel befahren werden, müssen schleunigst durch Elektro oder Wasserstoffzüge ersetzt werden. Erste Exemplare fahren schon in Niedersachsen und bald in Hessen. Der Flugverkehr braucht endlich einen wahren Preis, der seine Umweltschäden berücksichtigt. So können wir ausschließen, dass ein Flug nach Nürnberg günstiger als die Zugfahrt ist. Selbes gilt für Schiffe, die von Schwerdiesel wegkommen und hybride sowie wasserstoffbetriebene Technik einbauen.

Für alle diese Sektoren gilt: Es braucht eine gute Mischung aus privater Bereitschaft zum Umdenken, Staatlichen Gesetzen und Regelungen sowie Preismechanismen, wie die CO2-Steuer. Ohne diese Instrumente, wird unsere Klimawende auf der Strecke bleiben.

 

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