
Regisseurin Doritz Metz (Bildmitte) mit Unterschleißheimer Stadträt*innen und Kreisrät*innen aus Ismaning, Ober- und Unterschleißheim
Am Abend der Filmvorführung von „Petra Kelly – Act Now!“ am 14.01.25 füllte sich der Kinosaal mit einem Publikum, das spürbar auf einen besonderen Einblick in das Leben einer der faszinierendsten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegspolitik hoffte. Regisseurin Doris Metz hat mit diesem Dokumentarfilm nicht nur ein Porträt über Petra Kelly geschaffen, sondern ein bewegendes und inspirierendes Werk, das Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft.
Nach einer kurzen Einführung durch die Landtagsabgeordnete Claudia Köhler, die von der Inspiration erzählte, die Petra Kelly für sie bedeutet, ging es auch schon los.
Der Film widmet sich der außergewöhnlichen Frau, die als Mitbegründerin der Grünen, Aktivistin für Frieden, Umwelt und Menschenrechte sowie als Symbolfigur der Friedensbewegung der 1980er Jahre weltweit bekannt wurde. Doch statt Petra Kelly auf ihren tragischen Tod im Jahr 1992 zu reduzieren, konzentriert sich Doris Metz auf das, was sie zu Lebzeiten auszeichnete: ihre unerschütterliche Vision, ihren Mut und ihre Fähigkeit, Menschen zu mobilisieren und zu inspirieren.
Schon die erste Szene, die eine Rede Kellys bei den Vereinten Nationen zeigt, zieht die Zuschauer*innen in den Bann. Mit ihrer klaren Stimme, ihrer Ernsthaftigkeit und ihrer charismatischen Präsenz vermittelte Kelly bereits damals eine Dringlichkeit, die heute aktueller denn je scheint. Diese eindrucksvolle Eröffnung verdeutlicht, warum Kelly eine internationale politische Figur war, deren Einfluss weit über die deutschen Grenzen hinausreichte.
Besonders berührend sind die zahlreichen unveröffentlichten Archivaufnahmen und Interviews mit Wegbegleitern, Freunden und Familienmitgliedern. Stimmen wie die von Otto Schily, Kellys Halbbruder John oder Lukas Beckmann, einem der Gründer der Grünen, ergänzen das Bild einer Frau, die ebenso leidenschaftlich wie kompromisslos für ihre Überzeugungen eintrat. Dabei verschweigt der Film weder die Herausforderungen, die Kelly in einer von Männern dominierten Politiklandschaft meistern musste, noch die inneren Konflikte, die ihre Arbeit und ihr Leben begleiteten.
Metz gelingt es, eine Brücke zwischen Kellys Zeit und den heutigen gesellschaftlichen Kämpfen zu schlagen. Die Themen, die Kelly damals beschäftigten – der Umweltschutz, die Abrüstung, die Gleichberechtigung der Geschlechter – sind erschreckend relevant geblieben. Die filmische Gegenüberstellung von Kellys damaligem Engagement mit heutigen Bewegungen wie Fridays for Future zeigt eindrücklich, wie stark ihr Vermächtnis in der heutigen Klimabewegung weiterlebt. Besonders die Aussagen von Klimaaktivistin Luisa Neubauer machen deutlich, dass Kellys Kampfgeist und ihr Appell an die Zivilgesellschaft heute mehr denn je gefragt sind.
Neben der politischen Seite von Petra Kelly beleuchtet der Film auch ihre persönliche Seite. Mitfühlend, sensibel und zugleich von einem unermüdlichen Tatendrang geprägt, wird Kelly als eine Frau gezeigt, die in ihrem familiären Umfeld Trost und Kraft suchte, während sie sich zugleich gegen Hass, Anfeindungen und Morddrohungen zur Wehr setzen musste. Diese Gegensätze zwischen der öffentlichen Kämpferin und der privaten, verletzlichen Persönlichkeit machen den Film besonders authentisch und bewegend.
Die meisterhafte Montage des Films verbindet historische Ereignisse mit persönlichen Einblicken und schafft so ein dichtes, emotionales Porträt. Besonders eindringlich sind die Szenen, in denen Kellys „Seelenbruder“ Milo Yellow Hair von den Lakota in South-Dakota von ihrer Verbindung zum indigenen Aktivismus in den USA berichtet. Solche Momente zeigen, wie weit Kellys politisches Denken reichte und wie tief sie mit internationalen Bewegungen verwoben war.
Die Regisseurin Doris Metz und Stadtrat Bernhard Schüssler hatten sich zu einem Filmgespräch bereit erklärt. Viele Zuschauer*innen waren sichtlich bewegt und beteiligten sich intensiv mit Fragen und Anmerkungen. Einige betonten, wie inspirierend es sei, Kellys unermüdliches Engagement in einer Zeit kennenzulernen, die sich in vielen Aspekten mit der heutigen vergleichen lasse. Andere lobten die filmische Umsetzung, die es schaffte, die Komplexität von Kellys Persönlichkeit und Politik greifbar zu machen, ohne in Nostalgie zu verfallen. Die Antworten der Regisseurin auf die Fragen machten deutlich, mit welcher Sorgfalt und Akribie Doris Metz und ihr Team Dokumente gesichtet und Fakten zusammengetragen hat. Nur wirklich gesicherte Fakten fanden Eingang in den Dokumentarfilm.
„Petra Kelly – Act Now!“ ist weit mehr als ein Rückblick auf eine historische Figur. Es ist ein Film, der wachrüttelt, der aufzeigt, dass die Dringlichkeit, mit der Kelly für Veränderungen kämpfte, nichts an Aktualität verloren hat. Man verlässt das Kino nicht nur mit einem tieferen Verständnis für eine bemerkenswerte Frau, sondern auch mit der Frage, was man selbst tun kann, um Kellys Geist des zivilen Ungehorsams und der politischen Leidenschaft weiterzutragen. Ein beeindruckendes und wichtiges Werk, das den Zuschauer*innen Petra Kelly nicht nur als Person, sondern auch als Inspiration nahebringt.
Helmut Göbel, Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen Unterschleißheim, 16. Januar 2025
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