Die neue Michael-Ende-Schule kostet nicht nur viel Geld, sondern nach den bis-
herigen Planungen auch mindestens 75 Bäume allein auf dem Schulgelände. Das
war schon länger klar. Ende November entschied nun der Bauausschuss, auch
noch den Gehölzwall entlang des Münchner Rings mit rund 25 Bäumen zu roden.
Und das mit knapper Mehrheit, im Widerspruch zu einem früheren Beschluss und
vor allem aus ästhetischen Gründen.
Anders als in der Presse behauptet, war dies keineswegs Ergebnis monatelanger
Beratung in den Gremien. Natürlich hatte man im Vorfeld über zahlreiche Grund-
züge und Details der Außenanlagen beraten. Und natürlich galt es auch, die Ver-
kehrssituation für Fußgänger und Radfahrer am Ring zu berücksichtigen. Doch
bereits im März war eine Vorentscheidung gefallen: für eine Planungsvariante,
die den Wall verschont. Auf dieser Basis sollte die Detailplanung erfolgen. Außer-
dem sollte bis zur endgültigen Entscheidung geklärt werden, ob mehr Platz für
Radfahrer und Fußgänger zu gewinnen wäre, wenn man auf die Abbiegespur in
die Mistralstraße verzichten und/oder einen schmalen Streifen Privatgrund (ca. 50
cm) auf der Südseite des Rings erwerben könne.
Im November sollten die Ausschüsse dann endgültig entscheiden, obwohl diese
Informationen noch gar nicht vorlagen. Stattdessen lagen plötzlich auch Gestal-
tungsvarianten auf dem Tisch, die eine Rodung des Walles vorsehen.
Leider war keine Presse anwesend. Sie hätte den merkwürdigen Sitzungsverlauf
gewiss dokumentiert: Die meisten Stadträte betonten die Vorteile der Variante 1,
die den Wall verschont: Klare Zuordnung des Schulhofs zum Gebäude, Schutz
der Kinder vor Lärm und Abgasen, respektvoller Umgang mit gewachsenem
Stadtgrün, deutlich preisgünstiger. Doch kurz vor der Abstimmung beantragte die
SPD eine Sitzungsunterbrechung. Offenbar ließen sich dabei einige Stadträte kur-
zerhand umstimmen: Gegen die Stimmen der Grünen, der ÖDP und einzelner an-
derer wurde nun doch knapp für die Rodungs-Variante gestimmt.
Das Hauptargument: Die Schule käme architektonisch besser zur Geltung. Allein:
Aussagekräftige Visualisierungen zur Wirkung im Stadtraum waren nicht Teil der
Unterlagen.
Darum hat der Ortsverband der Grünen nun selbst eine 3D-Simulation erstellt.
Sie zeigt, dass der bis zu 22 Meter hohe Schulkomplex trotz Wall das Stadtbild
prägen wird, nicht zuletzt wegen der langen Turnhallenfassade direkt am Stra-
ßenrand.
Für einen rein ästhetischen Gewinn, der überdies fragwürdig erscheint, würden
dringende Forderungen der Stadtplanung zur Klimaanpassung über Bord gewor-
fen: weniger Versiegelung, mehr Grün, Kühlung, Regenrückhalt. All das liefert
der Wall zum Nulltarif. Die Rodungs-Variante kostet dagegen extra: knapp
170.000 Euro – plus 25 zusätzliche Ersatzpflanzungen, für die es kaum noch
Standorte gibt.
Trotz der Entscheidung der beiden Ausschüsse muss das letzte Wort nicht ge-
sprochen sein. Der aktualisierte Bebauungsplan sieht nach wie vor eine öffentli-
che Grünfläche für den gesamten Vorplatz der Schule vor. Deren Ausgestaltung
ist im Prinzip noch immer offen.
Darum fordern Fraktion und Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen, dass der
Stadtrat die Entscheidung der beiden Ausschüsse korrigiert. Als Grundlage dafür
sind zum einen aussagekräftige 3D-Simulationen zu erstellen, um die Wirkung
der Varianten auch aus Fußgängerperspektive zeigen. Zum anderen schlagen wir
vor, die Bürgerinnen und Bürger über die online-Plattform Consul einzubeziehen.
Tino Schlagintweit,
Umwelt- und Verkehrsreferent
Bündnis 90 / Die Grünen
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