Alles im Grünen Bereich
Mit der letzten Figur kurz vorm Ziel zum zweiten Mal geschlagen zu werden, das ist bitter. Man zweifelt an der Gerechtigkeit, hadert mit dem Schicksal – und weiß plötzlich, warum das Spiel so heißt: Mensch ärgere dich nicht. Genauso verständlich ist die Enttäuschung, die zurzeit die Unterstützer von Stefan Krimmer umtreibt. Dass er nach der verlorenen Bürgermeisterwahl trotz hoher Stimmenzahl nicht einmal den Stellvertreterposten bekommt, empfinden viele als gemein und ungerecht. Aber nicht nur das: Sie sehen demokratische Spielregeln und den Wählerwillen verletzt. Das legen zumindest die aufgebrachten Kommentare vieler Facebook-User nahe. So sehr ich die Enttäuschung verstehe, so entschieden möchte ich klarstellen: Die Wahl folgte peinlichst den Vorgaben der Gemeindeordnung. Vielleicht wäre die Empörung moderater ausgefallen, wenn die geltenden Regeln besser bekannt wären. Denn sie besagen klar, dass der zweite Bürgermeister eben kein Zweit-Bürgermeister ist, sondern vor allem Stellvertreter des ersten, ohne eigene Befugnisse. Er muss kooperieren, nicht konterkarieren. Genau das wäre aber der Fall, wenn das Amt automatisch dem Zweitplatzierten der Bürgermeisterwahl zustünde. Der mag großen Rückhalt bei den Wählerinnen und Wählern genießen, aber er ist nun mal der schärfste Konkurrent des Gewinners. „Große Koalition” an der Verwaltungsspitze? Das kann nicht im Sinne der Wähler sein. Und genau darum wird der zweite Bürgermeister vom Stadtrat gewählt, in klar definiertem Ablauf: Geheime Wahl, zu gewinnen nur mit absoluter Mehrheit. Bei Stimmengleichheit folgt ein weiterer Wahlgang, diesmal mit einfacher Mehrheit. Bei erneutem Patt wird gelost. Das und nichts anderes ist in Unterschleißheim passiert – nicht zuletzt, weil krankheitsbedingt eines von 31 Stadtratsmitgliedern fehlte. Kein Regelverstoß, keine Ungerechtigkeit, keine Willkür, sondern: Spielregeln. Nun ist die Partie vorbei. Es gibt einen unglücklichen Verlierer und einen glücklichen Gewinner, dem aber nicht wirklich nach einem Siegerlächeln ist. Ich finde: Das Spielbrett gehört nun schleunigst verstaut, damit wir uns den echten Herausforderungen widmen können. Der neue Stadtrat mit den neuen Konstellationen in den Gremien und an der Spitze ist dafür gut aufgestellt. Wir werden die wirtschaftlichen und sozialen Folgen von Corona meistern – und zwar ohne unsere Aufgaben in Feldern wie Klimaschutz, Verkehr oder Wohnen zu vernachlässigen. In meiner neuen Rolle als zweiter Bürgermeister freue mich auf die Zusammenarbeit mit Christoph Böck und der neuen 3. Bürgermeisterin Annegret Harms, auf den lebhaften und fairen Austausch im Stadtrat – und nicht zuletzt auf viele lehrreiche Begegnungen mit Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern auch außerhalb der Politik.
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