Ein Kommentar von Lissy Meyer, Stadträtin
In der SZ am 25.06.2019 war zu lesen: „Landkreis sucht Schulklassen, die Gemüse anbauen. Aktuell werden in Deutschland rund 30 – 40 Prozent aller Lebensmittel weggeworfen. Fast die Hälfte davon sind Obst und Gemüse. Um dem entgegenzuwirken und bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für die Natur zu schaffen und ihnen die natürliche Lebensmittelproduktion zu vermitteln, sucht der Landkreis München zusammen mit dem Verein „Ackerdemia“ Schulen, die Interesse daran haben, selbst Gemüse anzubauen, sich gesund zu ernähren und so das Klima zu schützen“.
Unterschleißheim geht mit seiner Unterstützung der Initiative Urban Gardening genau diesen Weg und ist sogar ein Stück voraus. Mit dabei sind allerdings nicht nur Schüler, sondern begeisterte Hobbygärtner jeden Alters. Da finden wir Eltern, die mit ihren Kindern die Mühen und Misserfolge aber auch die Freuden und den Genuss dieser Arbeit erleben. Wir sehen Rentner, die täglich auf ihrer Parzelle Unkraut zupfen und das Gedeihen ihrer Pflänzchen beobachten und es kommen Berufstätige, die direkt nach der Arbeit zum Acker radeln und beim Pflanzen, Unkraut jäten oder Gießen den Stress im Büro vergessen, oder Studenten, die hier einen willkommenen Ausgleich finden.
Eine Wohngruppe der Einrichtung Regenbogen Wohnen gGmbH hat sich dieses Projekt zur Devise gemacht und schreibt an ihr Beet: „Wir schaffen sogar den Acker, ahoi“, während die Berglfüchse, eine Kindergruppe des Bund Naturschutz, eine kleine Parzelle pachtfrei bewirtschaften darf. Das gesellige, freudige Miteinander auf diesem Stück Acker ist unbeschreiblich und hätte eigentlich einen Sozialpreis verdient. Über eine WhatsApp-Gruppe findet sich immer jemand, der als Urlaubsvertretung auf diversen Parzellen das Gießen übernimmt, beim Absammeln der Kartoffelkäfer hilft oder auch die solarbetriebene Wasserpumpe repariert. Für jedes Problem findet sich innerhalb der Gruppe eine Lösung und die Stadt muss nicht angefragt und bemüht werden. Die Gerätschaften werden wie selbstverständlich untereinander ausgeliehen, nicht jede/r braucht eine eigene Gießkanne oder einen eigenen Spaten. Auch die geernteten Produkte werden sehr gerne mit den Nachbarn geteilt.
Besonders erfreulich ist, dass die Nachfrage bei der Unterschleißheimer Bevölkerung ungebrochen ist. Das Pachtgrundstück wird deshalb bis zum Feldweg am sog. Krähenwald erweitert. So können weitere 40 Interessent*innen eine Parzelle pachten, die aufgrund ihrer Wohnsituation bisher nie eigene Anbaumöglichkeiten hatten.
Leider stören sich ein paar Menschen an dem Acker. Sie empfinden das aktive, muntere Sammelsurium an Gartenanlagen als unordentlich und empfehlen einen Sichtschutz, damit alles wieder seine Ordnung hat. Dabei stehen zahlreiche Spaziergänger immer sehr gerne am Zaun und beobachten das fleißige Treiben.
Ich meine, Unterschleißheim darf stolz und glücklich sein über dieses Projekt, das vor zwei Jahren von Michael Bauer initiiert und gegründet wurde und weiterhin unter seiner Leitung betrieben wird. Nähere Infos auf der Homepage oder bei Facebook.
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