Unbegrenztes Wachstum kann es nicht geben. Und das gilt auch für Städte. Wo aber liegen die Grenzen des Erträglichen: Für die Bewohner, für die Wirtschaft, für die ökologischen Pufferfunktionen. Nur eine weitsichtige Stadtplanung im Schulterschluss mit den Bewohner/innen kann diese Grenzen vorab sichtbar machen und in gewissem Maß hinausschieben.
Darüber referierte auf Einladung des Grünen Ortsverbandes am vergangenen Dienstag der Grüne Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz Christian Hirneis. Am Beispiel München erläuterte er, wie sich infolge des rapiden Wachstums Infrastruktur und Verkehr entwickeln, der soziale Zusammenhalt im Ort gestaltet und wie sich das auf Gesundheit und Klima auswirkt.
Neben den naheliegenden Folgen wie zunehmende Staus, Flächenversiegelung und steigende Mieten, hat das Wachstum auch gravierende Auswirkungen auf unser Zusammenleben. Die Infrastruktur wird meist erst angepasst, wenn es nicht mehr anders geht. So hinken die Kommunen bei KiTa- oder Schulplätzen oft dem Bedarf hinterher, ebenso beim Verkehr oder beim Thema bezahlbarer Wohnraum. Wobei das Rezept „Mehr bauen“ dieses Problem keineswegs löst.
Aufgrund der Klimakrise müssen sich Stadtplaner/innen mehr Gedanken über Klimaanpassung machen. Durch die Versiegelung innerstädtischer Grünflächen und die Verbauung von Frischluftschneisen, wie aktuell im Hachinger Tal geplant, erhitzt sich das Stadtklima immer mehr. Hinzu kommt die ständige Abnahme des Baumbestands mit seiner wichtigen Funktion für Naherholung und Luftqualität, was besonders die Gesundheit von Kleinkindern und älteren Menschen belastet.
Angesichts der Herausforderungen im Ballungsraum durch Zuzug und Wachstum steht auch Unterschleißheim vor Weichenstellungen. Darum brauchen wir ein umfassendes Stadtentwicklungskonzept, das im Rahmen einer frühzeitigen und ergebnisoffenen Bürgerbeteiligung klären müsste, wie die Stadt in 20-30 Jahren aussehen soll. Ziel sind dabei nicht, wie im Flächennutzungsplan kleinteilige Vorgaben zu möglichen Flächennutzungen, sondern grobe Prioritäten, zum Beispiel, ob die Stadt überhaupt wachsen soll, ob sie sich dabei eher in die Höhe entwickeln soll, ob es weiterhin Landwirtschaft für die regionale Versorgung geben soll oder ob der Anteil an Grünflächen für die Erholung steigen soll.
Mit einer frühzeitigen Festlegung dieser Stoßrichtung durch die Bürger*innen, wird die bisherige eher ziellose Pragmatik in der Stadtentwicklung hoffentlich überwunden. Es kann nicht sein, dass unsere langfristigen Planungen über Bord geworfen werden, wenn der nächstbeste Großkonzern daherkommt. Wir brauchen mehr Weitblick statt mehr Wachstum!
Bernhard Schüßler, Stadtratskandidat, Platz 4
Tino Schlagintweit, Bürgermeisterkandidat
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