Versäumte Chancen bei der Entwicklung des IAZ

Das Postgelände könnte Entspannung schaffen

Über das IAZ in Unterschleißheim wurde in der letzten Zeit viel geschrieben. Trotzdem ist vielen Bürgerinnen und Bürgern immer noch unklar warum das Einkaufszentrum – vor den Augen des ein paar Meter entfernten Rathauses – dermaßen verödet. Die Stadt erklärte vor Kurzem ihre Bereitschaft, den Grünwalder Investor Rock Capital Group, dem inzwischen ca. 95% des IAZ-Gebäudes gehört, und die letzten „alten“ Eigentümer an einen Tisch zu holen. Auch wenn es zu den Gesprächen bald kommen soll, werden sie alles andere als einfach sein. Die Eigentümer der kleinen Läden stellen sich nämlich einen Verkaufspreis vor, der ihnen eine neue Existenz an einem anderen Ort ermöglicht. Der neue Investor ist aber eher daran interessiert, möglichst billig die restlichen Räume zu kaufen. Die Verhandlungen können sich also noch monatelang ziehen. Und der irgendwann hoffentlich erzielten Einigung folgen erstmal die Planungs- und die Bauphase. Alles zusammen ein Vorhaben für mehrere Jahre. Dabei könnte eine andere Vorgehensweise Entspannung für alle Parteien schaffen. Der Eigentümer des ein paar Meter vom IAZ entfernten Postgeländes wartet seit Jahren vergeblich auf ein positives Signal der Stadt, seine Umbaupläne auf diesem Grundstück realisieren zu dürfen. Ein Lebensmittelgeschäft, das nicht in Konkurrenz zu dem IAZ-Edeka-Supermarkt steht, sondern eine Ergänzung dessen bietet, war immer schon Bestandteil dieser Pläne. Leider hat die Stadt diese Möglichkeit jahrelang ignoriert. Seit 2005, als die ersten Versuche der IAZ-Revitalisierung in den städtischen Gremien vorgestellt wurden, beharren der alte und der neue Bürgermeister krampfhaft darauf, beide Grundstücke gleichzeitig und nach einem gemeinsamen Konzept ausbauen zu lassen. Warum, ist nicht so ganz nachvollziehbar. Schließlich ist jedem klar, dass sich architektonisch die neuen Häuser der restlichen Bebauung des Rathausplatzes anpassen müssen.
Die getrennte Betrachtung der beiden Bauvorhaben würde eine gesunde Konkurrenz und womöglich auch neue Chancen für die Stadt mit sich bringen. Ein Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, zu prüfen, ob auf dem Postgelände betreutes Wohnen in Frage kommt, liegt der Verwaltung bereits seit Ende 2015 vor. Vielleicht ließe sich ja dieser Vorschlag mit den Vorstellungen des Eigentümers verbinden und würde solchen oder anderen sozialen Plänen entgegenkommen wenn man ihn denn ernsthaft und unabhängig von Plänen der anderen, befragen würde. Oder noch besser, wenn man ihn zu einer schnellen Neugestaltung ermutigen und damit die Grundversorgung für die Zeit des IAZ Baus garantieren würde. Stattdessen bremst man hier, wahrscheinlich um dem neuen IAZ Investor, dessen Ziele noch ganz im Dunkeln liegen, nicht die Hände zu binden. Dabei wird aber vergessen, dass ein gemeinsames Konzept nur bei Zustimmung aller Beteiligten realisierbar ist. Das heißt, Rock Capital muss sich nicht nur mit den restlichen Eigentümern des IAZs, sondern auch mit dem Postgelände-Besitzer an einen Tisch setzen. Das dürfte die ganze Angelegenheit leider noch weiter in die Länge ziehen. Daher halten wir es für ratsam, den beiden Investoren auf gleicher Augenhöhe zu begegnen und beide Vorhaben gleich zu behandeln – und zwar unabhängig voneinander. Vielleicht ließe sich die Situation auf dem Rathausplatz dadurch doch noch entschärfen.

Jolanta Wrobel (ÖDP) und Jürgen Radtke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

 

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