Verkehrserschließung Koryfeum

Zwei Meter für den besseren Weg

Viele mögen sich derzeit die Augen reiben angesichts der Fällungen entlang der Landshuter Straße: Kürzlich wurde ein weiterer großer Abschnitt des insgesamt 420 Meter langen, über Jahrzehnte mit Bäumen und Sträuchern eingewachsenen Lärmschutzwalls gerodet.

Das alles ist aber nicht überraschend, sondern geplant. Bis auf einen kleinen Rest von 60 Metern an der Einfahrt zur Alten Hauptstraße wurde und wird der gesamte Wall verschoben: erst am Business Campus, jetzt vor dem Koryfeum. Damit entsteht Platz für zusätzliche Fahrspuren, die laut Verkehrsgutachten unverzichtbar sind. Nicht geplant war allerdings die derzeitige Diskussion um die Anbindung des Fuß- und Radverkehrs. Dem Bauausschuss fiel im Dezember auf, dass ein Durchstich im Wall zur Alten Hauptstraße hin doch keine gute Idee wäre. Die beliebte Grünanlage samt Spielplatz würde von den hoffentlich zahlreichen autolosen Koryfeum-Pendlern mit ihren Rennrädern, E-bikes oder Scootern durchquert.
Die Alternative, die dann von der Verwaltung vorgeschlagen wurde, hätte zwar den Walldurchstich vermieden, dafür aber die Rodung und Verschiebung des südlichen Wallabschnitts bedeutet, der eigentlich unangetastet bleiben soll. Die Ortsgruppe des Bund Naturschutz und die Grünen-Fraktion haben darum zunächst eine Gabionenlösung vorgeschlagen, die nur einen parallelen Anschnitt des Walls erfordern würde. Aber
auch das erwies sich als unpraktikabel: Viele Bäume würden die unvermeidbaren Wurzelschäden nicht überleben.
Inzwischen hat die Verwaltung eine Reihe weiterer Varianten vorgeschlagen. Doch alle kranken an irgendeiner Stelle und/oder würden auch den letzten Rest des Walls in Mitleidenschaft ziehen. Für eine akzeptable Lösung fehlt eigentlich nur: ein bisschen Platz.
Der wäre gegenüber, auf Koryfeum-Seite ausreichend vorhanden. Tatsächlich genügte ein schmaler Streifen von etwa 1,5 bis 2 Meter Breite und 40 Meter Länge. Im weiteren Verlauf der Straße müsste der gleiche Betrag auf der Ostseite zugeschlagen werden.
Hierzu könnte der – ohnehin neu anzulegende – Wall von vorneherein mit Stützwand oder etwas niedriger und schmaler geplant werden. So ließen sich Fuß- und Radwege auf beiden Straßenseiten unterbringen.
Einen entsprechenden Vorschlag hat die Grünen-Fraktion jetzt eingereicht.
Natürlich bedeutet das zusätzlichen Aufwand: Abstimmungen mit dem Investor, Änderungen im Städtebaulichen Vertrag, eine Flächenübertragung – und wahrscheinlich muss auch der Bebauungsplan geändert werden. Doch die anhaltende Diskussion um die bisherigen Varianten zeigt, dass der spät entdeckte Planungsmangel durch noch so gut gemeinte Improvisation nicht mehr zu heilen ist. Zwei Meter mehr – das sollte uns eine verkehrstechnisch saubere, klima- und familienfreundliche Lösung wert sein.

Tino Schlagintweit (Stadtrat Bündnis90/Die Grünen)

 

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